Ein Ausflug zu einer Kriegsköhlerei im Forst Harselah
Von Dietrich Alsdorf
Abseits des Weges und nahezu unbemerkt von Spaziergängern haben sich in der Forst Harselah bei Griemshorst die Überreste einer kleinen und wohl für das Kreisgebiet einmaligen technischen Rarität erhalten: Eine Kriegs-Köhlerei. Dort wurde während des 2. Weltkriegs Holzkohle produziert, die dringend für den Betrieb von LKW und Bussen benötigt wurde.
Denn Treibstoff war knapp in den letzten Kriegsjahren. Gezielte Luftangriffe auf Depots und Raffinerien hatten den für den Kriegeinsatz so dringend benötigten Treibstoff zu einem raren Gut gemacht.
Zivilfahrzeuge liefen daher mit dem so genannten Holzvergaser, betrieben mit Holzkohle. Die unförmigen Generatoren wurden entweder auf einem Anhänger mitgeführt oder außen an die Karosserie angebaut. Um die enormen Mengen an Holzkohle zu erzeugen, erinnerte man sich an ein nahezu vergessenes Handwerk, der Köhlerei.
Die Holzkohle wurde durch die seit dem Altertum bekannte Meilerverkohlung erzeugt. Holzscheite aus Laubholz wurden zu kegelförmigen Haufen geschichtet und mit Erde und Moos luftdicht abgedeckt. In einem darunter befindlichen Feuerschacht, der mit Reisig und Spänen gefüllt wurde, wurde der Haufen entzündet. Bei einer Temperatur zwischen 300 und 350 Grad setzte der Verkohlungsprozess ein, der je nach Größe der Meiler eine Woche oder mehr dauerte.
Der Köhler hatte die Aufgabe, durch Regelung des Windzuges, also das Aufstechen und Verschließen kleiner Luftlöcher, den Meiler weder aus- noch in Flammen aufgehen zu lassen.
In der Harselah künden heute noch fünf halbkreisförmig angeordnete Meiler-Hügel von dieser Kriegsproduktion. Bei einigen haben sich die gemauerten Feuerschächte erhalten, die in der Vergangenheit sogar Schatzgräber angelockt haben.
In Vermutung „fundträchtiger“ Bunker wurden verrostete Relikte wie eine Milchkanne und ein Kanister zutage gefördert und in einen Baum gehängt. Vermutlich Wasserbehälter für die rund 15 russische Kriegsgefangenen, die der Überlieferung nach in der Köhlerei arbeiten mussten.
In der Harselah dauerte der gesamte Prozess der Verkohlung samt Abkühlung pro Meiler vier Wochen. Da es fünf Meiler gab, die nacheinander beschickt wurden, konnte jede Woche ein Transport Buchholzkohle den Wald verlassen. Bis zur Währungsreform 1948 soll die Köhlerei in Betrieb gewesen sein. Dann verfielen die Anlagen.
(Der Beitrag erschien in GuG 2008.)
Zufahrt: Von Harsefeld die Griemshorster Straße Richtung Griemshorst; dann hinter der Ortsdurchfahrt rechts Richtung Ahrensmoor abbiegen. Die Straße führt im weiteren Verlauf durch den Forst Harselah. Etwa 250 Meter nach Passieren des Waldrandes gibt es links einen Waldweg, hier besteht eine Parkmöglichkeit. Den Waldweg etwa 300 Meter folgen. Dann sind die Köhleranlagen links im lichten Buchenwald sichtbar.