Ausflug zur Eiskuhle, der "Kühlkammer" des Klosters
Von Dietrich Alsdorf
Das Kühlen verderblicher Vorräte, besonders Fleisch, Fisch und Milchprodukte spielte im Tagesverlauf der Mönchsgemeinschaft eine große Rolle. Gleich zwei Räume im Westflügel, dem Wirtschaftsbereich des Klosters wurden zu diesem Zweck unter geschickter Ausnutzung des dortigen Abhangs angelegt, die als Eiskeller anzusprechen sind. Er schloss nach Süden an die Klosterküche an, die im Bereich des heutigen „Klosterkellers“ im Amtshof zu suchen ist. Von dort war es nur eine Treppe hinauf in die repräsentativen Gemächer des Erzabtes, der für die Bewirtung seiner Gäste edle Speisen und Getränke vorhielt. Diese mussten nahe der Küche gelagert und über einen kurzen Weg erreichbar sein.
Der Eiskeller waren erreichbar über eine Tür im Winkel von West- und Nordkreuzgang. Über eine kleine Treppe gelangte man in den ersten fensterlosen Raum, der über zwei aus Ziegeln gemauerte und flach in die Erde eingelassene Becken verfügte, die mit Eis bestückbar waren. Südlich grenzte ein etwas höher liegender, ebenfalls fensterloser Raum an. Hier war ein rechteckiger aus Ziegeln in Lehmverband gemauerter Schacht von rund 2 x 2 Metern eingelassen, der fast zwei Meter tief war und der Aufnahme von Natureis diente.
Gewonnen wurde das Eis in den zum Kloster gehörenden Fischteichen, den heutigen „Klosterteichen“. Doch nicht alles Eis wurde gleich ins Kloster gefahren. Die Masse des Materials wurde in einem Eiskeller in der Nähe der Teiche eingelagert. Dafür bediente man sich eines markanten bronzezeitlichen Grabhügels der am Südosthang des „Steinfeldes“ liegt. Dieser wurde ausgehöhlt und ein Erdkeller zur Aufnahme von Natureis geschaffen. Wie dieser ausgesehen hat, wissen wir nicht. Mit Ende der Klosterzeit verfiel die Anlage. Zurück blieb ein großer Trichter, der von den Harsefeldern „Eiskuhle“ genannt wurde.
Tatsächlich wurde bei einem Suchschnitt durch den Hügel, den 1913 der Direktor des damaligen Provinzialmuseums, Prof. Dr. Jacob-Friesen durchführte, eine derartige Eingrabung festgestellt. Die „Störung“ war so gravierend, dass der Archäologe die Grabung ohne nennenswerte Ergebnisse abbrechen musste. Für den Eiskeller selbst interessierte sich die Archäologie zu jener Zeit noch nicht. Der Hügel blieb erhalten und ist heute in eine Grünanlage des Ortsteils „Steinfeld“ integriert.
Auch in der Klausur verfiel der Eiskeller gegen Ende der Klosterzeit. Der Keller wurde zwar noch eine Weile genutzt, im Eiskellerschacht selbst wurde aber nicht mehr benötigtes bzw. unbrauchbares Geschirr und repräsentative Gläser aus dem Fundus des Erzabtes entsorgt. Später wurde der Schacht beim Abbruch des Westflügels mit grobem Bauschutt aufgefüllt und 1981 bei den archäologischen Grabungen wieder entdeckt.
Zufahrt: Der jederzeit zugängliche Hügel mit der darin verborgenen „Eiskuhle“ ist über die Straße „Am Gierenberg“ und „Steinfeldstraße“ zu erreichen. Der Hügel befindet sich gleich links in einer großen Grünanlage.
Der Beitrag erschien in GuG 2018.