Archäologische Denkmale am Wegesrand
Von Dietrich Alsdorf
In diesem kleinen Beitrag möchte ich einige sehenswerte, teilweise auch kuriose archäologische Denkmale vorstellen, die etwas versteckt im Bereich der Samtgemeinde liegen und dem interessierten Leser vielleicht unbekannt sind. Alle diese Denkmale haben ihre eigene Geschichte zu erzählen …
Der Rillenstein von Hollenbeck
Der erste Tipp führt ins benachbarte Hollenbeck. Dort steht vor dem Dorfgemeinschaftshaus (in Ortsmitte rechts Richtung Bargstedt abbiegen) in der Straße Unterdorf ein merkwürdiger Findling mit tief eingeschnittener Rille in einem eisernen Fuß. Ein so genannter „Rillenstein“, den die Archäologie in Verbindung mit kultischen Handlungen in urgeschichtlichen Zeiten bringt. Aufgrund seiner auffälligen Form dürfte er ein Zeugnis eines „Phalluskultes“ gewesen sein.
Wegewitz vergaß den Stein seiner Kindheit, entdeckte als Dorflehrer in Ahlerstedt seine Liebe für die Archäologie, wurde erster Kreisarchäologe des Landkreises Stade und wenig später Leiter des Harburger Helms-Museums.
Rund 50 Jahre nach Verschwinden des Steins stand Wegewitz dann unvermittelt im Dickicht der Neukloster Forst vor dem Relikt seiner Kindheit. Ein Betriebsausflug des Museums mit Besichtigung der dortigen Kreuzsteine hatte den Archäologen durch Zufall zu dem inzwischen verfallenen Gedenkort des längst vergessenen Försters Leske geführt. Doch es sollten trotzdem noch etliche Jahre dauern, bis Wegewitz eines Tages Ende 1977 im soeben eröffneten Schwedenspeicher Museum stand und dem Verfasser sagte: „Ich habe da einen Stein für euch!“
Die Museumsmannschaft rückte aus und rollte den Stein aus dem unwegsamen Gelände zu einem Weg, ein Kran hievte den Stein ins Museum.
Das Ottendorfer „Großsteingrab“
Von Hollenbeck geht es weiter Richtung Süden, nach Oersdorf. Wir fahren durch diesen Ort und folgen der Straße Richtung Wense. In der Ortsdurchfahrt Kohlenhausen aber biegen wir nicht nach rechts ab sondern fahren geradeaus weiter. Hier beginnt der so genannte „Napoleonsweg“, ein schnurgerader historischer Heer- und Pilgerweg, der seit Jahren durch den Ottendorfer Heimatverein und vor allem Johann Eckhoff mit zahlreichen teils riesigen Findlingen gesäumt wird. Alle sind bestimmten, teils aktuellen geschichtlichen Themen gewidmet und an sich schon einen Ausflug wert.
Wer aber den rund 2,5 Kilometer langen „Napoleonsweg“ durchfährt und an seinem südlichen Ende links in das Wäldchen abbiegt, sieht nach 150 Metern direkt am Weg ein wuchtiges, aus Findlingen gebautes Monument - die Nachbildung eines jungsteinzeitlichen Megalithgrabes
.
Solche Grabmonumente, errichtet aus tonnenschweren Findlingen, sind noch heute an verschiedenen Orten sichtbare Bauten der jungsteinzeitlichen Trichterbeckerkultur. Auch auf dem Gebiet der Samtgemeinde Harsefeld hat es diese Grabanlagen gegeben. Die meisten gingen wohl schon im Mittelalter verloren und das dabei gewonnene Steinmaterial wurde im Harsefelder Kloster verbaut.
Grund genug also für den Ottendorfer Johann Eckhoff und seine Mitstreiter, ein solches Grab nachzubauen und im Rahmen des „Napoleonsweges“ zu präsentieren.
Im Frühjahr 2005 wurde dann mit finanzieller Unterstützung der Windparkstiftung mittels Radlader, Bagger und Kran sowie einer Auswahl passender Findlinge jenes Monument geschaffen, das heute so aussieht, als würde es seit Jahrtausenden dort bestehen.
Impressionen …
Dabei ist die Anlage kein reines Phantasieprodukt. In Kutenholz hatte es im 18. Jahrhundert noch ein vergleichbares Grab mit fünf Decksteinen gegeben.
Die Anlage in Ottendorf, wenn auch eine Nachbildung, vermittelt dem Besucher einen Eindruck von der gewaltigen Bauleistung der ersten jungsteinzeitlichen Bauern.